• unbequeme Fragen, nie einfach beantwortet
    Afzals Töchter
  • Afzals Töchter

    The Who and the What

    von Ayad Akhtar

    Beachten Sie auch unsere 2G-Vorstellung von Afzals Töchter am 8.Oktober.

    (Wiederaufnahme)  Afzal ist ein erfolgreicher Taxiunternehmer mit pakistanischen Wurzeln. Er liebt seine beiden Töchter. Nach dem Tod seiner Frau will er sie schnellstmöglich mit dem „richtigen Mann“ verheiraten. Für Zarina, die Älteste, erstellt er heimlich eine Seite auf einem muslimischen Kontakt-Portal und scheint in dem zum Islam übergetretenen Eli den richtigen Kandidaten gefunden zu haben. Alles läuft nach Afzals Plan, bis er entdeckt, dass die studierende Tochter an einer neuen Biografie des Propheten arbeitet, in der sie ihre provozierend weibliche Sicht auf Mohammed offenbart. Afzal ist entsetzt. Eli versucht zwischen Tochter und Vater zu vermitteln. Hält die Vater-Tochter-Beziehung dieser Auseinandersetzung stand? Es geht um die Irrwege des Glaubens, der Liebe und um das Aufeinanderprallen von Kulturen in der Familie.
    Eine lebenskluge Tragik-Komödie mit viel Witz und Tempo und ein leidenschaftliches Plädoyer für die Liebe in ungeheuerlichen Zeiten.

    >>>  Afzals Töchter Trailer


    Wir bedanken uns bei der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck für die großzügige Förderung


    Mit:
    Alice Hanimyan, Lennart Lemster, Sinem Süle, Ramin Yazdani
    Regie:
    Vincenz Türpe
    Text:
    Ayad Akhtar
    Kostüme:
    Katia Diegmann
    Bühnenbild:
    Marcel Weinand
    Dramaturgie:
    Sigrid Dettlof
    Licht- und Tontechnik:
    Tobias Pupp und Michael Eichholz
    Regie-Assistenz:
    Jakob Köpke

    Pressestimmen

    Standing ovations für "Afzals Töchter"

    Lübecker Nachrichten

    Ein temporeiches und vielschichtiges Stück im Theater Combinale für mehr Toleranz und Offenheit -Blumen und langanhaltender Beifall für die Darsteller und Produzenten 

    Lübeck. Die Requisite: Eine Bank in der Mitte der Bühne. Das Bühnenbild: Drei versetzte Reihen mit blauen Vorhängen, die je nach Szene vor-und zurückgeschoben wurden. Die Handlung: Konfliktreich, tragisch, komisch. Die Darsteller: Allesamt überzeugend. So lässt sich im Groben die Tragikomödie. Afzals Töchter· beschreiben, die am Freitagabend im ausverkauften Theater Combinale Premiere feierte -und das in "Fremdbesetzung", wie Combinale-Chefin Sigrid Dettlof eingangs gesagt hatte. Das Schauspiel-Team stammt nicht aus dem Haus, sondern ist eigens für das Stück aus Hamburg engagiert worden. Darunter Ramin Yazdani, der in seiner Rolle als pakistanischer Taxifahrer Afzal brillierte.
    Konflikte auf verschiedenen Ebenen 
    Was sich im Laufe des zweistündigen Stücks an religiösen und kulturellen Konflikten zusammenbraut, ist so vielschichtig, verzweifelt und verloren zugleich, dass es schwer auf einen Punkt zu bringen ist -weil es zu viele Ebenen und Beziehungen sind, auf denen sich die Charaktere begegnen. Da ist Vater Afzal, ein pakistanischer Taxifahrer, der seine Frau durch Krebs verloren hat und beide Töchter im Einklang mit seinem muslimischen Glauben unter die Haube bringen möchte -auch wenn er dafür ein Fake-Profil bei der muslimischen Dating-Plattform „Muslimlove" anlegt und im Namen der älteren Tochter einen potenziellen Ehemann sucht.
    Da ist die jüngere Tochter Mawish (Sinern Sille), die aufgrund des Glaubens ungeduldig darauf wartet, dass die Schwester endlich heiratet, damit sie der Reihenfolge nach auch endlich unter die Haube kann. Da ist Zarina (Alice Hanirnyan)-die ältere Tochter-, die vorn Heiraten eigentlich nichts wissen will und lieber an einem Buch über den Propheten Mohammad schreibt, das ihn als komplizierten Verwirrten darstellt, dem die Frauen im Is-lam die Verschleierung zu verdanken haben. Und da ist dann auch noch der deutsche Schwiegersohn Elias (Lennart Lemster), der als Konvertit und Imam in diesem komplizier-ten Konstrukt versucht, durchzublicken und die reformorientierten Fragen seiner Ehefrau Zarina -die ihn letztlich doch heiratet -mit seiner muslimischen Auffassung spiegelt.
    Verständnis für jede Sichtweise
    Alle vier Charaktere prallen in diesem Stück mit ihren Interessen aufeinander und kommen gleichermaßen zu Wort -und das so, dass das Publikum für jede Figur Verständnis aufbringen kann, ohne eine Sichtweise nicht verstehen zu können. Das macht dieses Stück so besonders. Wo man in dieser sehr temporeichen Geschichte auch hinsah und hinhörte: Es gab Probleme, geladene Dialoge, liebevolles Aufeinanderzugehen und unvereinbare Vorstellungen von Glauben und Freiheit-und doch schälte sich am Ende eine Lösung heraus, die sich vor allem aus Liebe und Toleranz erklärt. Ein großartiges Stück mit einem großartigen Ensemble wurde am Ende mit Blumen, Standing Ovations und großem Applaus belohnt: Afzals Töchter ist ein sehr gelungener Beitrag zu mehr Offenheit und Toleranz in dieser sehr vielschichtigen Gesellschaft, in der wir leben: Liebenswert, lustig und sehr zum Nachdenken anregend. Es floss im Publikum sogar das ein und andere Tränchen vor Rührung und Begeisterung.



    Die Gretchen-Frage deutsch und islamisch: Afzals Töchter

    HL-Live

    Auf der Bühne steht nur ein Sofa. Nicht das rote vom NDR-Fernsehen, sondern ganz in Weiß. Grüne durchsichtige Stoffbahnen, gestaffelt gehängt, teilen den Raum. Grün ist die Farbe des Propheten. „Afzals Töchter“ heißt das neue Stück im Theater Combinale. Es geht um Glauben und Toleranz, vor allem im Islam. Vier Gäste aus Hamburg stehen auf der Bühne. Sie erhielten bei der Premiere am Freitag große Zustimmung.
    „Afzals Töchter“ ist ein Stück des mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichneten Autors Ayad Akhtar. Er wurde 1970 im Staat New York geboren, wohin seine pakistanischen Vorfahren auswanderten. Auch Herr Afzal aus dem Stücktitel hat pakistanische Wurzeln. Er ist seit 35 Jahren Taxiunternehmer, hat es zu Wohlstand gebracht. Seine Frau ist ihm vom Krebs genommen worden. Nun will er seine beiden Töchter an den richtigen Mann bringen, an den in seinen Augen richtigen, denn die Afzal hält auf Tradition. Einen Freund, den die ältere Tochter Zarina mitbrachte, hat er vertrieben. Der wollte nicht zum Islam übertreten. Nun stellt er ohne Wissen Zarinas ein Profil von ihr ins Netz, bei einer Dating-Agentur für Muslime.
    Seine Wahl fällt auf Elias, einen Deutschen, der konvertiert ist, sogar Imam wurde, der sich in seiner Moschee-Gemeinde sozial stark engagiert. Das erste Date findet also zwischen Vater und Schwiegersohn in spe statt. Natürlich hat das schon urkomische Momente, genauso wie das erste Zusammentreffen der beiden „Zukünftigen“. Afzals Töchter sind westlich erzogen. Man merkt es gleich an den eng sitzenden Hosen (Kostüme Katia Diegmann). Zarina hat sich auch innerlich von strengen Überlieferungen gelöst. Sie ist dabei, ein Buch zu schreiben, das den Propheten sehr menschlich zeigt, mit Lüsten und Begierden. Als Vater Afzal das Manuskript in die Hand bekommt, ist es völlig aus. Die Fetzen fliegen, und die Familie braucht zwei Jahre, ehe erneut ein Gespräch stattfinden kann.
    Ein hochbrisantes Thema um Emanzipation, religiöse Bevormundung, um Toleranz, interkulturellen und interreligiösen Dialog, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Dafür sorgen in der Inszenierung von Vincenz Türpe die unterschiedlichen Temperamente, die sich immer wieder entladen. Türpe lässt die kurzen Szenen in raschem Wechsel folgen, die Dialoge aufeinander prasseln.
    Zu Höhepunkten werden die vulkanartigen Ausbrüche von Ramin Yazdani als Vater. Er hat seine Töchter zwar nicht zum Schleier gezwungen. Nun aber kommen die ländlichen Traditionen seiner Vorfahnen wieder hoch. Bei den Töchtern hat Alice Hanimyan als Zarina den Hauptanteil am Spiel. Mit modernem Bubikopf macht sie klar, dass die Zeiten sich ändern, fordert Frauenrechte ein und will verstaubte Zöpfe abschneiden.
    Sinem Süle als jüngere Tochter Mawish hat ebenfalls ihre Probleme, wahrt aber über weite Strecken den Schein. Erst gegen Ende bekommt die Fassade Risse. Lennart Lemster als Elias gibt die ehrliche Haut, wächst langsam in eine neue Rolle hinein.
    Ein intelligentes Stück in einer guten Inszenierung. Es setzt die Reihe der Produktionen des Combinale mit religiösen Themen fort („Götterdämmerung“, „Die Herde“). Auch dieses Mal wird bewiesen, dass man sich auf amüsante Weise mit Fragen von Glaube und Leben auseinander setzen kann. Das Quartett der Darsteller und das gesamte Team wurden stürmisch gefeiert.

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