• Im Seeleneis am Polarkreis
    Babettes Fest
  • Babettes Fest

    Theater zum Essen

    Frauke Baader und Robin Detje haben die Erzählung der dänischen Schriftstellerin Tania Blixen ("Jenseits von Afrika") vor über 25 Jahren exklusiv für Sigrid Dettlof und L. Christian Glockzin dramatisiert, die das Stück nun zusammen mit Mignon Remé als Regisseurin wiederaufnehmen – eins ihrer Lieblingsstücke, gereift wie guter Wein. 

    1871. Auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg findet die Pariser Starköchin Babette Zuflucht in einem Dorf an der Nordspitze Norwegens und führt zwei pietistischen Schwestern den Haushalt. Welten treffen aufeinander: Die beiden alten Jungfern haben sich ganz und gar eingesponnen in fromme Entsagung. Babette dagegen ist eine Meisterin in der Kunst, anderen Menschen Genuss zu bereiten.

    Zwölf Jahre lang kocht Babette nur einfachste Speisen im Exil – dann zieht sie das große Los in der Lotterie. Mit ihrem Geld könnte sie die Passage zurück nach Paris bezahlen. Aber sie gibt alles aus, um an einem Abend den Kokon der frommen Schwestern und ihrer Gemeinde aufzubrechen, mit Champagner, gutem Wein und gutem Essen.
    Ein Abend aus melancholischem Slapstick und jubelnder Trauer im Seeleneis am Polarkreis. 

     


    Regie:
    Mignon Remé
    Textbearbeitung:
    Frauke Baader und Robin Detje
    in allen Rollen:
    Sigrid Dettlof und L. Christian Glockzin
    Bühnenbild:
    Angelika Winter
    Kostüme:
    Angelika Winter und Stephanie Viola Dalski

    Pressestimmen

    Karin Lubowski in den Lübeckischen Blättern 21/2023

    Melancholischer Slapstick und jubelnde Trauer im Seeleneis am Polarkreis

    Beten für das Seelenheil und Stricken für den Gemeinnutz. Das ist Lebenszweck der frommen Schwestern Philippa und Martine, die in der Einsamkeit Nordnorwegens Glieder einer ebenso frommen Gemeinde sind. Alles ist, wie es immer war, als eines Tages, man schreibt das Jahr 1871, die Pariser Starköchin Babette um Asyl bittet. Babette, katholisch und von Haus aus sowie von Berufs wegen sinnenfreudig, ist vor dem Bürgerkrieg geflohen. Die pietistischen Schwestern erbarmen sich ihrer, nehmen sie als Köchin auf und „Babettes Fest“ nimmt seinen Lauf. Mit Sigrid Dettlof und Ludwig-Christian Glockzin auf der Bühne hat das Stück nach der gleichnamigen Novelle von Tania Blixen jetzt im Theater Combinale Premiere gefeiert – wieder, denn zu sehen war die von Frauke Baader und Robin Detje exklusiv für Dettlof und Glockzin dramatisierte Erzählung schon einmal vor bummelig einem viertel Jahrhundert. Nun also wieder, überarbeitet und unter der Regie von Mignon Remé. Gefeiert wurde die Premiere im wahrsten Wortsinn, denn der Abend ist einfach wunderbar. Zwei Menschen spielen ein ganzes Dorf. Auftreten die ledig gebliebenen ältlichen, grau beschürzten Schwestern; Dettlof als Babette in katholischem Rot („Es muss schrecklich sein, wo sie herkommen, dass sie so etwas anziehen müssen“, mutmaßt Philippa); ein verstorbener Vater, für den Glockzin sich in einen Bilderrahmen begibt; ein General und ein Opernsänger, mit denen die Schwestern beinahe einmal der nordnorwegischen Mäßigkeit entkommen wären; ein ganzes Dorf, dessen Bewohner von wollenen Fäustlingen auf weißem Tischtuch repräsentiert werden. Wen das an „Der 90. Geburtstag“ erinnert: richtig. Hier gönnt sich das Combinale ein Zitat. Es ist ein Wagnis, aber es gelingt und ist so anrührend komisch, wie das Stück überhaupt. In dem prallen zwei Welten aufeinander, die unter friedlichen Umständen so kaum miteinander konfrontiert worden wären. Stockfisch und Brotsuppe haben den Speiseplan der Schwestern ein Leben lang bestimmt. An Stockfisch und Brotsuppe soll sich nach ihrer Order auch mit einer Babette in der Küche nichts ändern. Doch die versteht, selbst frugale Zutaten so delikat zu würzen, dass der Verführung erster Teil beginnt. Deren Finale ist das Fest, zu dem Babette das ganze Dorf einlädt. Sie hat in einer Lotterie das große Los gezogen. Doch statt das Geld für die Rückkehr nach Paris zu nutzen, bittet sie zu Champagner und exquisiten Speisen nach französischen Rezepten. Man isst sie unter demonstrativem Schweigen. Zunächst. Besser als Dettlof und Glockzin kann man’s nicht spielen. Geradezu traumwandlerisch sicher balancieren beide auf dem hier besonders schmalen Grat zwischen Komik und Klamauk. Klamauk wäre angesichts dieser feinsinnigen Studie über menschliche Schwächen fatal. Ja, es gibt viel zu lachen. Doch wie bei jeder guten Komödie bringt hier eine zartbittere Prise das Komische zum Leuchten. Das Combinale schreibt von „melancholischem Slapstick und jubelnder Trauer im Seeleneis am Polarkreis“. Besser kann man’s nicht sagen.  

     

     

    Johanna Pankow in Lübecker Nachrichten vom 03.12.2023

    Ein Leckerbissen im Combinale

    Die Wiederaufführung des Lieblingsstücks „Babettes Fest“ begeistert mit Slapstick und emotionalen Dialogen

    Die Schwestern Philippa und Martine sitzen auf einem blauen Sofa, auf dem Schoß jeweils einen Teller mit Brotsuppe. Erst ein Gebet, dann hauen sie rein. Gierig leckt Martine (Sigrid Dettlof) den Teller ab, Philippa (Christian Glockzin) führt im Sekundentakt den Löffel zum Mund. Gekocht wurde die Brotsuppe von der Französin Babette. Nur zögerlich haben die beiden Schwestern sie in ihrem Haushalt aufgenommen. Sie soll den Schwestern nun ihren Stockfisch und die Brotsuppe kochen. An ihrem frommen Lebensstil soll sich jedoch nichts ändern. „Alles bleibt so, wie es war“, versichert Philippa, als sie den Löffel fallen lässt.
    Nach über 25 Jahren führen Sigrid Dettlof und Christian Glockzin eines ihrer Lieblingsstücke wieder auf – in einer Neufassung. Für die Uraufführung im Combinale dramatisierten einst Robin Detje und Frauke Baader das Stück. Jetzt ist es zurück auf der Bühne mit einigen Änderungen und unter der Regie von Mignon Remé.
    Die Geschichte orientiert sich jedoch größtenteils an der Novelle der dänischen Schriftstellerin Tania Blixen: Die französische Meisterköchin Babette flieht 1871 vor dem französischen Bürgerkrieg in das nordnorwegische Dörfchen Berlevaag. Hier arbeitet sie im Dienst der Pfarrtöchter Philippa und Martine. Statt Gourmetspeisen serviert sie tagein, tagaus Brotsuppe und Stockfisch – zwölf Jahre lang.
    Eines Tages gewinnt Babette in der Lotterie und lädt die norwegische Gemeinde zu einem echten französischen Festmahl ein. Aus Protest kauen und schlucken die Dorfbewohner die Köstlichkeiten schweigend runter. Nur General Löwenhielm, Überraschungsgast und Verflossener von Philippa, versteht, wirklich zu genießen.
    Sigrid Dettlof und Christian Glockzin spielen beide jeweils mehrere Rollen. Zwei Menschen bewegen sich auf der Bühne, doch mindestens fünf Charaktere sind anwesend. Noch herausragender wird das Spiel, als die Gäste für das große Abendessen eintreffen. Dargestellt werden sie durch handgroße gestrickte Zylinder mit einer Art Nase. Dettlof und Glockzin hauchen den wollenen Statisten durch ihre Stimmenimitation Leben ein – das Publikum bricht in lang anhaltendes Gelächter aus. An vielen Stellen ist der Text des Stückes schlau und tief: „Mehr als das Zwielicht der Polarnacht leuchtet in den Herzen der Menschen von Berlevaag nie: ein fahl gelbliches Schimmern“, trägt Dettlof im Eingangsmonolog vor. Manche Witze sind erwartbar und flach, etwa als Philippa das rote Kleid von Babette kommentiert: „Es muss schrecklich sein, wo Sie herkommen, dass Sie so etwas anziehen müssen“.
    Seit 40 Jahren stehen Dettlof und Glockzin gemeinsam auf der Bühne. Es ist unmöglich, unmittelbare Veränderungen zur Uraufführung deutlich zu machen, schlicht, weil der Vergleich fehlt. Die Energie, welche die beiden aufeinander eingespielten Akteure auf der Bühne kreieren und in das Publikum tragen, ist spürbar außergewöhnlich.
    Das quittiert das Publikum mit lang anhaltendem Beifall und Standing Ovations. „Lustig“, „berührend“ und „manchmal etwas drüber“, resümieren die Zuschauer die letzten zwei Stunden, als sie den Theatersaal des Combinale verlassen. Am Ende des Abends sind die meisten Gäste im Publikum zu einem General Löwenhielm geworden. Sie sind ebenso beseelt von dem, was ihnen aufgetischt worden ist im Combinale.

     

    1998 schrieb man über "Babettes Fest":

    "Babettes Fest ist ein hinreißend komisches Stück!"
    ultimo


    "Sigrid Dettlof und Christian Glockzin vollführen einen slapstickreichen Rollentausch, um alle Figuren in ihrem eitlen Pathos zu imitieren und so ihre ganze Tragikomik zu entlarven. (...) Herrlich. Wunderbar komisch."
    Kieler Nachrichten



    "Fulminant, spritzig und lebensfroh!"
    Stormarner Tageblatt



    "Ein großer Theaterabend im kleinen Combinale, urkomisch und beklemmend zugleich." Lübecker Nachrichten

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