Das Leben des Ernst
Respektloser Humor, verdrehte Dialoge und schrille Charaktere
Ernst hat Geburtstag. Er hat ein kleines Ein-Mann-Geburtstagstörtchen vor sich. Abgesehen von einer einzelnen Kerze auf der Torte ist es dunkel im Zimmer.
Er beginnt sich selber eine Rede zu halten…..plötzlich steht ein fremder Mann im Zimmer.
Irgendjemand hat seine Wohnung zur Vermietung ausgeschrieben, wie in einem Albtraum tauchen immer neue Bewerber auf, dann auch noch seine Mutter ……
Eigentlich ist es gar nicht auszuhalten, aber dann kommt alles anders als gedacht. In einem wahnwitzigen Tempo entgleiten Ernst die Fäden seiner kleinen Feier, seines ganzen Lebens.
Ulli Haussmann hat diese Komödie im „Screwball-Style“ angelegt. Dabei hat er Unterstützung durch die Improtheatergruppe „hidden shakespeare“ gehabt, die mit diesem Plot improvisiert und so unkonventionelle Charaktere und Situationen gefunden hat, die in das Geschehen eingeflossen sind. Respektloser Humor, verdrehte Dialoge, absurde Missverständnisse, Slapstick und schrille Charaktere machen diesen Abend trotz aller Tragik in erster Linie sehr unterhaltsam. Die Besetzung mit Alexandra Neelmeyer (Über Mütter) und Joachim Kappl (Wunderübung) sowie Sigrid Dettlof und Ulli Haussmann tut ein Übriges. Inszeniert wird das Ganze von Mignon Remé, die bereits in eben diesen Stücken bewiesen hat, dass sie ein Händchen für Komik hat.
Begleiten Sie Ernst auf seiner emotionalen Achterbahnfahrt ins Glück, das möglicherweise ganz nahe liegt….
Sigrid Dettlof und Ulli Haussmann tut ein Übriges. Inszeniert wird das Ganze von Mignon Remé, die bereits in eben diesen Stücken bewiesen hat, dass sie ein Händchen für Komik hat.
Begleiten Sie Ernst auf seiner emotionalen Achterbahnfahrt ins Glück, das möglicherweise ganz nahe liegt….
Pressestimmen
Umjubelte Premiere am Theater Combinale über den Geburtstag eines Einzelgängers
Von Sabine Spatzek, Lübecker Nachrichten
Lübeck. Die spannende Frage am Anfang dieses wunderbar unterhaltsamen Theaterabends lautet: Wollen wir einem Mann, der seinen Geburtstag mutterseelenallein in seiner Wohnung feiert, eine Rede auf sich selbst hält und sich statt des Kuchens einen Keks mit Sprühsahne auftischt - wollen wir so einem Mann wirklich glauben, dass er glücklich ist? Oder wenigstens nicht unglücklich, wie es Ernst, Geburtstagskind und Titelheld der neuen, unbedingt sehenswerten Combinale-Komödie, sich selbst und dem Publikum eifrig versichert?
„Allein sein kann schön sein - allein die Ruhe...", sagt Ernst und versucht vergeblich, die Kissen auf seinem Sofa so hinzuschieben, dass er bequem hegen und lesen kann. Spätestens nach dem Bettelanruf bei der Ex-Frau, sie möge doch seinen Geburtstag - es ist ein runder! - bitte nicht schon wieder vergessen, ist für die Zuschauer die Sache klar: Dieser Mann ist ein armes, sich selbst betrügendes Würstchen und nicht besonders helle im Kopf. Sollte er diesen Kopf noch vor Ende des Abends in eine Schlinge stecken, wäre es keine Überraschung.
Und genau das glauben hartnäckig auch die Gäste, die plötzlich ohne Einladung der Reihe nach bei Ernst (gespielt von Ulli Haussmann) auf kreuzen und das nicht allzu traute Heim des Silver Singles in ein Tollhaus verwandeln. Die Erste, die hereinspaziert und Ernst bewusstlos am Boden vorfindet, ist eine Wohnungsmaklerin (Alexandra Neelmeyer). Ihr dicht auf den Fersen folgt ein Fußballtrainer (Joachim Kappl), der zwar unbedingt den Zug nach Cottbus (oder war es Chemnitz?) erwischen muss, den offenbar lebensmüden Ernst aber zuvor mit Fitness-Training und Viererkette noch schnell zurück in die Spur bringen will. Dasselbe will auch die „Männertherapeutin" (Sigrid Dettlof), die im eng anliegenden Fummel und mit wallender Lockenmähne allerdings etwas andere Mittel zur Anwendung bringt. Weitere schrille Gestalten geben sich die Klinke in die Hand, und die Frage, die Ernst und das Publikum jetzt bewegt, heißt: Wie in aller Welt kommen diese Leute in seine Wohnung - und wie wird er sie bloß wieder los?
Dazu hier nur noch so viel: Am Ende des Stücks, das Autor und Schauspieler Ulli Haussmann vom Theater Combinale mit Unterstützung der Improvisationstheatergruppe „hidden shakespeare" entwickelt hat und das „hidden shakespeare "-Mitbegründerin Mignon Reme mit viel Sinn für Tempo und Situationskomik in Szene gesetzt hat, gibt es für (fast) alles eine Erklärung. Ganz wie es sich für eine Schneeballkomödie gehört, in der der ständig gesteigerte Irrsinn zuletzt in einem überraschenden Clou aufgelöst wird.
Bis es soweit ist, legen sich die vier Schauspieler alle mächtig und brillant ins Zeug: Ulli Haussmann gibt den Ernst als geradezu unverschämt normalen Langweiler, neben dem die anderen Figuren umso schriller wirken. Sigrid Dettlof vom Combinale darf als Therapeutin mit Vamp-Gehabe, aber auch als liebeskranke Esoterikerin brüllkomisch auftrumpfen. Alexandra Neelmeyer und Joachim Kappl, schon in früheren Inszenierungen als Gastschauspieler dabei, steuern weitere herrlich überzeichnete Figuren bei, darunter ein Möchtegern-Italiener und Ernsts Mutter, die seinen untreuen, allerdings auch schon länger toten Vater verlassen hat und nun bei ihrem Sohn einziehen will.
Die Dialoge sind witzig und klug, die Ausstattung von Marcel Wienand mehr als nur ein „Kann man so machen" (wie eine Figur im Stück kommentiert). Unnötig zu sagen, dass das Premierenpublikum am Freitag vollauf begeistert war und „Das Leben des Ernst" mit großem Applaus feierte.
Spontanes Spiel hidden Shakespeare aus Hamburg besteht seit 23 Jahren und gehört zu den profiliertesten Improvisationstheater- Gruppen Deutschlands. Sie besteht aus den fünf Schauspielern Mignon Reme, Kirsten Sprick, Thorsten Neelmeyer, Rolf Haussen und Frank Thomälen allen theatralischen Genres zu Hause sind. Die Truppe spielt regelmäßig im Schmidt Theater.
Neu im Combinale: Ernst als Lustobjekt
HL-Live.de
Mit einer Uraufführung eröffnete das Theater Combinale die Spielzeit 2016/17. "Das Leben des Ernst" heißt das zwischen Hamburg und Lübeck entstandene Stück, geschrieben von Ulli Haussmann nach vielen Gesprächen mit der Gruppe "Hidden Shakespeare". Die Vorstellung am Freitag brachte ein volles Haus und viel Vergnügen.
Gute Komödien sind selten in der deutschen Bühnenliteratur. Schwarzer oder anderer Humor gilt eher als Domäne der Briten, Iren oder auch der Franzosen. Ulli Haussmann ist ein Volltreffer geglückt. "Das Leben des Ernst" – Literaturbeflissene denken beim Titel vielleicht gleich an Oscar Wilde und seine Komödie "The Importance of being Earnest". Auch hierbei wird der Name gelegentlich zum Wortspiel. Aber darum geht es eigentlich nicht.
Um Ernst, die Titelfigur, die der Autor im Combinale selber spielt, scheint es wirklich ernst. Er blickt auf sechs Lebensjahrzehnte zurück und feiert seinen 60. Geburtstag allein. Seine Frau hat ihn verlassen, die Freunde hat sie mitgenommen. So hält er sich selbst die Geburtstagsrede, packt sein eigenes Geschenk aus, verzehrt genüsslich das Mini-Törtchen (...aber bitte mit Sahne!). Und dann trudeln mehr und mehr unbekannte und ungeladene Gäste ein. Das bisherige Leben passiert Revue, wird sogar reflektiert. Regisseurin Mignon Remé hat durchaus besinnliche Momente eingebaut. Ansonsten aber dreht sie auf, je weiter der Abend fortschreitet, desto deftiger.
Da klappern zwar nicht permanent die Türen wie im französischen Vaudeville. Aber die Figuren sind so skurril, dass das Publikum seine helle Freude hat. Rund um Hauptdarsteller Ulli Haussmann agieren weitere drei Personen, jede mit zwei oder drei Rollen. Dabei gelingen herrliche Charakterstudien, auch wenn die Figuren alle einen leichten Schatten haben. Hier werden Züge des menschlichen Lebens aufgedeckt, die durchaus in der Realität zu finden sind. Alexandra Neelmeyer spielt die vom Job frustrierte Wohnungsmaklerin. Sie hat weitere starke Auftritte, wenn sie in die Rolle der waschechten bayerischen Notärztin schlüpft oder die der zornbebenden Mutter aus Eutin.
Sigrid Dettlof kommt ebenfalls mit unterschiedlichen Typen bestens zurecht, mit der sinnlich flirrenden, flirtenden Männertherapeutin und der von den Sternen gesteuerten Wahrsagerin. Joachim Kappl legt sich als Trainer des Fußballclubs Phoenix Cottbus mächtig ins Zeug, ist im zweiten Teil der eifersüchtige Möchte-gern-Macho. Ulli Haussmann als feierndes Geburtstagskind ist mitnichten der ruhende Fels in der Brandung. Er wird durch eine ganze Skala von Gefühlen gehetzt, vom angeblich glücklichen Single zum verzweifelt kämpfenden Objekt weiblicher Begierde.
Ausstatter Marcel Wienand baute ein schickes Wohnzimmer, helle Wände, weiß lackiertes Sideboard in voller Bühnenbreite, davor ein knallrotes Sofa für mindestens ein halbes Dutzend Personen. Das Publikum ging mit und applaudierte heftig: Eine neue Erfolgsproduktion des privaten Theaters in der Hüxstraße.