• Kann denn Lüge Liebe sein?
    Die Lüge
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    Eine Salonkomödie auf der Terrasse des Kulturamts

    Im Sommer spielen wir seit Jahren gerne an anderen Orten, bevorzugt unterm sommerlichen(!) Nachthimmel. Dieses Jahr machen wir daher aus unsere Salonkomödie ›Die Lüge‹ von Florian Zeller eine Terrassen-Komödie und verlegen die Inszenierung auf die herrschaftliche Terrasse des Kulturamtes (Schildstr.12)! Die Zuschauer nehmen im Garten Platz.

    Kann denn Lüge Liebe sein? Um diese so brisante wie abgründige Frage dreht sich die quecksilbrig-pointenreiche Komödie „Die Lüge“ des französischen Autors Florian Zeller. Ein kleiner Schwindel stellt die Weichen für eine chaotische Achterbahnfahrt durch den Ehealltag zweier befreundeter Paare, sodass man schon bald nicht mehr weiß, wo oben und unten, rechts und links, aber schon gar nicht, was Lüge und Wahrheit ist.
    Alice und Paul, seit Jahren verheiratet, haben ihre besten Freunde, Laurence und Michel, ein Ehepaar gleichen Alters, zum Abendessen eingeladen. Aber kurz bevor die beiden eintreffen, hat Alice plötzlich keine Lust mehr und versucht Paul zu überreden, das Essen abzusagen. Der Grund: Am Nachmittag hat sie beim Shopping Michel gesehen, wie er beim Verlassen eines Geschäfts eine fremde Frau geküsst hat! Das Problem: Sie weiß nicht, wie sie sich verhalten soll – ihrer Freundin alles sagen, oder den ganzen Abend so tun, als wäre nichts geschehen? Aber in dem Moment, in dem Paul absagen will, klingelt es, die beiden stehen vor der Tür … Was nun? Aus dieser Konstellation entwickelt Zeller ein raffiniert pikantes Spiel voller Esprit und Ironie. Mit verzweifeltem Suchen nach Alibis, mit melancholischen, zartbitteren Apercus, mit perlenden, brillanten Dialogen – ein verzwicktes Puzzle, in dem es nicht nur darum geht herauszufinden, wer mit wem wann und wo, sondern auch um die existenziellste aller Fragen: Wie viel Wahrheit steckt in der Lüge und wie viel Lüge in der Wahrheit? Ist es wahr, dass die Lüge ein Beweis von Dezenz ist, von Freundschaft, ja sogar von Liebe?
    Weibliche und männliche Strategien befeuern sich im ehelichen Hauen und Stechen wechselseitig. Da die Männer beste Freunde, die Frauen beste Freundinnen sind, mischen in dieser unübersichtlich kurvenreichen Salonkomödie auch noch die Geschlechtersolidaritäten kräftig mit. Außerdem dachte man doch eigentlich, dass man aus dem Affären-Alter raus wäre… Die finale Erkenntnis: „Es ist wahr, dass nichts wahr ist.“
    Florian Zeller ist mit "Die Lüge" eine elegante, eloquente, blitzgescheite, bitterböse und dennoch schwungvolle Komödie gelungen.


    Regie:
    Nina Pichler
    Regie-Assistenz:
    Doris Pigneter
    Mit:
    Sigrid Dettlof, L. Christian Glockzin, Ulli Haussmann, Cornelia Schönwald
    Ausstattung:
    Marcel Weinand
    Text:
    Florian Zeller

    Pressestimmen

    Neu im Theater Combinale: Wahrheit oder Lüge?

    hl-live.de

    Es gibt drei Arten von Lügen, sagt der Volksmund: die bewusste Lüge, die Notlüge und die Statistik. Aber lügen aus Freundschaft? Aus Liebe? Neue Variationen werden im neuesten Stück des Theaters Combinale vorgeführt. "Die Lüge" heißt die Komödie des Franzosen Florian Zeller. Viel Applaus auch am Sonnabend bei der von Schauspielern gefürchteten zweiten Vorstellung.
    Der Plot lässt sich schnell erzählen. Zwei befreundete Ehepaare haben sich zum gemeinsamen Abendessen verabredet. Kurz vor dem Essen bittet Gastgeberin Alice ihren Ehemann Paul, das Treffen abzusagen. Mit der Begründung will sie zunächst nicht herausrücken. Erst als Paul sich weigert, die Freunde anzurufen, ohne den Grund zu kennen, erklärt Alice, sie habe Freund Michel per Zufall gesehen, wie der eine fremde Frau küsste.
    Soll sie den ganzen Abend small talk machen, immer in dem Wissen, dass Michel seine Frau Laurence betrügt? Soll sie ihrer besten Freundin reinen Wein einschenken, oder ist die Lüge barmherziger, weil sonst eine Ehe auf dem Spiel steht? Ist die Lüge vielleicht ein Freundschaftsdienst oder gar ein Liebesbeweis? In dem intelligent und spritzig geschriebenen Stück wechseln die Figuren manchmal sogar die Fronten, pendeln zwischen Plädoyers für die Wahrheit und die Lüge.
    Die Diskussion mündet in die Behauptung: Wüssten alle Menschen die Wahrheit übereinander, gäbe es auf der ganzen Welt kein glückliches Paar. Alice und Paul setzen sich dermaßen unter Druck, dass Geschichten aufgetischt werden, bei denen weder sie noch die Zuschauer wissen, ob sie wahr sind oder nur Zugeständnisse, um Ruhe zu haben.
    Regisseurin Nina Pichler hat in erster Linie dafür gesorgt, dass die geschliffenen Dialoge und die Pointen sitzen, dass der verbale Boxkampf spannend über die Runden kommt. Sie baut gelegentlich pantomimische Momente ein, wenn sich zum Beispiel die beiden Freunde treffen und einander das berichten, was der Zuschauer schon weiß. Am Schluss eine kleine Rückblende und ein paar Konstellationen, die man als Zuschauer nicht unbedingt erwartet hatte.
    Natürlich bietet das Stück herrliche Möglichkeiten für das Ausspielen echter und falscher Gefühle, von Lüge und Wahrheit. Man weiß ja nie, ob ein erzwungenes Geständnis nun wirklich stimmt. Und dadurch verrennen sich die Partner weiter. Geschickt gemacht auch, wenn Personen, die Monologe über ihre Coolness halten, dann doch gefühlsmäßig umkippen, sobald sie sich selber betrogen fühlen.
    Zwischen allen Gefühlen schwankt L. Christian Glockzin (Paul) am deutlichsten. Immer wieder muss er seinen Standpunkt ändern, sich vom Nervenbündel zu erzwungener Ruhe wandeln. Souverän macht Sigrid Dettlof (Alice) die unterschiedlichen Gefühlsebenen deutlich. Cornelia Schönwald (Laurence) fügt sich locker ins Lübecker Ensemble ein, und Ulli Haussmann (Michel) gibt sich als Mann von Welt überlegen und selbstbewusst.
    Das neue Stück aus Paris bietet knapp zwei Stunden geistreiche Unterhaltung. 
    Geht es ohne Lüge? Das Combinale bietet mit dem neuen Stück zwei Stunden geistreiche Unterhaltung.


    Kann denn Lüge Liebe sein?

    Lübecker Nachrichten

    Mit begeistertem Beifall wurde die Premiere von „Die Lüge“ am Theater Combinale in Lübeck gefeiert. Das Beziehungsdrama hält gekonnt die Balance zwischen Dramatik und Komik.
    Zwei Paare – viele Probleme: Sigrid Dettlof, Cornelia Schönwald, Ulli Haussmann und L.-Christian Glockzin (v.l.) glänzen im Beziehungsdrama „Die Lüge“ im Theater Combinale. Wenn das Publikum während der Vorstellung so hörbar mitgeht, schon in der Pause so angeregt diskutiert und am Ende so enthusiastisch applaudiert wie bei der Premiere von „Die Lüge“ im Theater Combinale, dann haben die Theatermacher so ziemlich alles richtig gemacht. Der starke Beifall galt sowohl den großartigen Leistungen der vier Schauspieler als auch der gelungenen Inszenierung von Gastregisseurin Nina Pichler, die für die raffiniert unterhaltsame Komödie rund um die Frage „Kann denn Lüge Liebe sein“ die perfekte Balance zwischen Konversation und Klamauk gefunden hat.
    In der Eingangsszene sehen wir Alice und Paul, gespielt von Sigrid Dettlof und L.-Christian Glockzien, wie sie nervös über die Wohnzimmer-Bühne hasten (Ausstattung: Marcel Weinand). Jeden Augenblick erwarten sie ihre besten Freunde Laurence und Michel (Cornelia Schönwald und Ulli Haussmann) zum Abendessen. Doch Alice hat gute Gründe, dem Treffen mit gemischten Gefühlen entgegen zu sehen – welche genau, erfährt das Publikum erst später, wie noch so einiges mehr, was die Figuren und ihre Beziehungen in ständig neues Licht stellt. Bis es an der Tür klingelt, scheint die Lage noch relativ klar: Alice hat Michel auf der Straße beim Kuss mit einer fremden Frau beobachtet und muss sich nun entscheiden, ob sie ihrer besten Freundin Laurence davon erzählt. Ihr Mann Paul ist strikt dagegen, wegen einer solchen „Bagatelle“ den Beziehungsfrieden aufs Spiel zu setzen: „Würden sich alle auf der Welt die Wahrheit sagen, gäbe es überhaupt kein einziges Paar mehr.“ Eine Aussage, mit der sich Paul auf gefährliches Glatteis begibt.
    Nicht nur L.-Christian Glockzien als Paul dabei zuzusehen, wie er versucht, verbal zurück ans rettende Ufer zu rudern, ist ein großartiger Spaß. Auch wie Sigrid Dettlof als Alice hintergründig verbissen für die vermeintliche Wahrheit streitet, Ulli Haussmann als ertappter Fremdgänger Michel sein Heil in der Flucht nach vorne sucht und Cornelia Schönwald als Laurence jeden Zweifel lange souverän weglächelt, ist mehr als sehenswert. Das Stück scheint den Schauspielern wie auf dem Leib geschrieben, dabei ist der Text diesmal gar kein Combinale-Werk, sondern stammt von Florian Zeller, Jungstar der französischen Theaterszene. Raffiniert gebaut, mit ironisch-witzigen Dialogen und herrlicher Situationskomik inszeniert ist „Die Lüge“ eine echte Perle.

    Sabine Spatzek


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