Eine Sommernacht
Eine atemlose Liebeskomödie mit Musik
Verkorkster kann eine Liebesgeschichte kaum beginnen. Die Scheidungsanwältin Helen ist von ihrem verheirateten Lover per SMS versetzt worden und spült ihren Frust jetzt in einer Weinbar in Edinburgh mit 40 Pfund teurem Cabernet Sauvignon herunter. Bob, ein Kleinkrimineller, wartet dort auf seinen nächsten Autoschieber-Job und vertreibt sich die Zeit mit der Lektüre von Dostojewskis „Aufzeichnungen aus einem Kellerloch“. Abgesehen davon, dass beide 35 sind, verbindet Helen und Bob gar nichts. Aber die Kombination aus herandämmernder Midlife-Crisis und maßlosem Alkoholkonsum führt zu einem One-Night-Stand der verzweifelten Sorte.
Eigentlich Ende der Geschichte... wenn die beiden sich nicht am nächsten Tag zufällig wiederbegegnen würden: sie im völlig lädierten Brautjungfernkleid, er mit einer Plastiktüte voller Geld, das er eigentlich bei seinem Gangsterboss abliefern müsste. Kurzerhand beschließen sie, die 15 000 Pfund auf den Kopf zu hauen. Es beginnt eine schräg-magische Mittsommernacht, in der alles passieren kann, wenn man es nur zulässt. Irgendwo zwischen Trinkgelagen und japanischem Bondage im Fetisch-Klub kommen die beiden sich wahrhaftig näher. Und vielleicht, ganz vielleicht, ist es auch der Anfang einer Liebesgeschichte fürs 21. Jahrhundert.
Der schottische Autor „David Greig spielt federleicht mit den schweren Fragen, die man sich immer mal wieder im Leben stellen sollte. Brillant.“ (Theater heute)
Pressestimmen
"Das hat Witz."
Lübecker Nachrichten
"Eine Sommernacht"
ULTIMO, Oliver Ballendat
Angenehm komödiantisch
Rudolf Höppner für Lübeckische Blätter
Helen sitzt in einer Weinbar in Edinburgh. Das Verlangen nach Nähe verschlägt sie sicher nicht zum ersten Mal hierher. Doch die wohl berufsbedingt desillusionierte Scheidungsanwältin wird versetzt, ihr verheirateter Liebhaber erscheint nicht. Lustlos auf der Suche nach jemandem, der ihr beim Trinken Gesellschaft leistet, trifft sie auf den Kleinkriminellen Bob. Dieser, nicht ohne Grund Dostojewskis «Aufzeichnungen aus dem Kellerloch" lesend, wartet auf seinen nächsten Auftrag.
Die Motivation, welche beide noch beim Leeren der Cabernet Sauvignon-Flaschen an den Tag legen, ist nach dem One Night Stand sichtlich verflogen und so trennen sich ihre Wege. Doch schon am nächsten Tag begegnen sich beide wieder. Sie verpasst die Hochzeit ihrer Schwester. Er kommt zu spät, um 15.000 Pfund aus einer kriminellen Handlung bei der Bank einzuzahlen. Also investieren Helen und Bob das Geld in der anstehenden Mittsommernacht in teure Getränke, in Klubs und in Musikinstrumente. Dabei lernen sich beide immer näher kennen und erörtern beinah philosophische Lebensfragen.
Rodolphe Bonnin und Tabea Scholz bespielen das bewusst einfach gehaltene Bühnenbild mit einer wahrhaftigen Intensität. Sekundenschnell springen sie in andere Rollen, nehmen gelegentlich sogar die Position eines Erzählers ein. Thomas Minnerop begleitet das Spiel augenzwinkernd und untermalt nicht nur die betörenden Gesangseinlagen der beiden Darsteller musikalisch. Emotional und ironisch stellt das Stück die Frage nach der Selbstbestimmung unseres Handelns und der Verwirklichung von Träumen, unterhält dabei aber angenehm komödiantisch.
Mit viel Spielwitz
Unser Lübeck
Premiere im Combinale Theater : Das Erfolgsstück „Eine Sommernacht (Midsummer)“ der Schotten David Greig und Gordon McIntyre . Es spielt in der heutigen Zeit in Edinburgh . Die Anwältin Helena und Bob, der mit Autos illegale Geschäfte macht, beide 35 Jahre alt, begegnen sich an einem verregneten Wochenende in einer Bar und landen fast aus Versehen im gleichen Bett. Genau so zufällig treffen sie sich am nächsten Tag, sie hat eine Hochzeitsfeier verpatzt , er hat eine Plastiktüte mit 15000 Pfund bei sich, auf die sein mafioser Boss vergeblich wartet. Denn die beiden verplempern das Geld auf einer nächtlichen Tour durch Edinburgh , betrinken sich, lassen sich ineinem Sex-Club fesseln. Am nächsten Tag fliehen sie mit der Fähre nach Brüssel . Wie es zwischen ihnen weitergehen soll, wissen sie selbst nicht.
Das Stück lässt sich formal schwer zuordnen: Es enthält epische Anteile, in denen Tabea Scholz und Rodolphe Bonnin über ihre Rollen informieren, voraussagen, was sie spielen werden, oder eine Szene im Nachhinein kommentieren. Wer von den beiden was spricht und spielt, steht nicht im Textbuch, die Zuordnung ist vom Autor nicht festgelegt, sondern der Inszenierung überlassen . Ein „Regietheater“ ergibt sich zwingend. Regisseur Wolfgang Benninghoven nutzt den Spielraum, lässt z.B. den gleichen Dialog im Wechsel wiederholen. Monolog der einen Person und Kommentar der anderen zeigen dadurch konkreter die unterschiedlichen Befindlichkeiten . Die Stationen der nächtlichen Tour bieten variable Möglichkeiten der Darstellung, von Tabea Scholz als Helen und Rodolphe Bonnin in unterschiedlichem Tempo und mit viel Spielwitz ausgenutzt.
Sonja Zander ist für das einfache, funktionale Bühnenbild zuständig – ein Stufenpodest , dessen jeweilige Bedeutung von den Spielern angekündigt wird.
„Eine Sommernacht“ wird als Komödie bezeichnet. Das bedeutet eine Verbindung von Humor und Achtersinn für ein aufmerksames Publikum . Einige Szenen hätten verkürzt besser gewirkt. Getragen wird die Aufführung durch die spielerische Leistung des darstellenden Paares. Tabea Scholz beeindruckt besonders durch die vielseitige Tongebung, mit der sie die jeweilige Stimmung der Helen charakterisiert, Rodolphe Bonnin zeigt gekonnt die zwei Seiten des Bob : den verhinderten Straßenmusiker wie auch den dynamischen Kleinganoven.Thomas Minnerop unterstützt am Mikrophon die Handlung durch Zeitansagen und Kommentare , nutzt seine Guitarre zu ironischer Geräuschkulisse oder zur Begleitung der Songs, wie z.B. das hübsch sentimentale Duett des Paars über die wenigen Zentimeter, die sie trennen. „Eine Sommernacht“- eine Liebesgeschichte , kennzeichnend für unsere Zeit ? Keine „happy- endende“ Antwort. Trotzdem oder vielleicht auch deshalb: Herzlicher Applaus.