• Eine wahrhaft göttliche Konferenz
    Götterdämmerung
  • Götterdämmerung

    Lassen sich die Götter erpressen?

    Wäre die Welt ohne Religionen friedlicher? Ließen sich die großen globalen Konflikte mit einer Einheitsreligion leichter lösen? Was würde passieren, wenn der Mensch mit den Göttern „ins Gespräch“ käme, es nur noch eine einzige Religion auf der Welt gäbe? Um diese essentiellen Fragen kreist die Komödie „Götterdämmerung“ und lässt dabei zwei Parteien aufeinanderprallen: Wissenschaftler und Götter.
    Drei Naturwissenschaftler haben sich in die Lage versetzt, Kontakt zu den Göttern aufnehmen zu können. Mit Hilfe jener Kraft „die stets das Böse will und stets das Gute schafft“, verfolgen Sie einen radikalen Plan: Sie wollen die Einheit der Religion auf höchster Ebene erreichen, im Dialog mit den göttlichen Kräften selbst. Der „teuflische“ Hebel, den sie dazu ansetzen ist gewaltig: Ihre Forschung hat sie in den Stand versetzt, ein riesiges Schwarzes Loch zu kreieren, welches das Universum und damit die gesamte Schöpfung in sich aufsaugen und verschwinden lassen könnte. Diese Erfindung setzen die Wissenschaftler als Druckmittel ein, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Sie rufen die Götter zu einer Konferenz zusammen.
    Vertreten bei der Konferenz sind der christliche Gott samt Sohn und heiligem Geist für die monotheistischen, Brahma für die polytheistischen Religionen und Zeus als Vertreter jener antiken Götterfamilien. Das Experiment gelingt, die Konferenz findet statt und das Publikum nimmt an den wahrhaft existentiellen Verhandlungen teil ….
    Bei aller Ernsthaftigkeit der Thematik und bei allem Respekt, den das Stück jeglicher Form von Religion und (Un-) Glauben zollt, ist „Götterdämmerung“ doch eine Komödie. Wir glauben, dass Humor auch bei diesem schwergewichtigen Stoff ein probates Mittel sein kann, die großen philosophischen Fragen zu verhandeln.

    Wir bedanken uns bei der Possehlstiftung für die großzügige Förderung


    Mit:
    BERTRAM BOLLOW, SIGRID DETTLOF, ULLI HAUSSMANN, JOACHIM KAPPL, JARNO STIDDIEN
    Regie:
    MIGNON REMÉ
    Text:
    ULLI HAUSSMANN
    Bühnenbild:
    MARCEL WEINAND
    Kostüme:
    KATIA DIEGMANN
    Sound:
    MARKUS VOIGT
    Animation:
    JO JACOBS
    Fotos und Video:
    MICHAEL EICHHOLZ
    Lichtdesign:
    MICHAEL EICHHOLZ und TOBIAS PUPP
    Assistenz:
    JAKOB KÖPKE

    Pressestimmen

    Einfach nur die Welt retten - Komödie „Götterdämmerung" überzeugte im Theater Combinale

    Lübecker Nachrichten

    Gott ist vom Warten genervt, sein Sohn daddelt am Handy. Dann taucht Zeus auf und schenkt erst mal Wein ein. Das hinduistische Oberhaupt Brahma samt etlicher Inkarnationen tippelt hinzu, und "der Araber" spricht aus dem Off man soll sich bekanntlich kein Bild von Mohammed machen. Sie alle sind eingeladen zu einem Treffen mit Wissenschaftlern per Videoschalte (die anfangs technisch nicht ganz klappte, was geschickt überspielt wurde) . Am Ende stellen die Wissenschaftler ein Ultimatum: Entweder die Götter entscheiden sich innerhalb von 24 Stunden für eine Einheitsreligion - oder die Welt wird mit Hilfe des ersten von Menschen erschaffenen schwarzen Lochs zerstört.
    Wird die Welt mit nur einer Religion friedlicher, weil Religionskriege ausgeschlossen werden? Oder lieber jede Religion abschaffen, um Konflikte zwischen Gläubigen und Atheisten zu vermeiden? Wer gibt dann Halt, Trost und Hoffnung? Um so tief gehende philosophische Fragen dreht sich "Götterdämmerung" , das erste Stück der neuen Saison am Theater Combinale unter der bewährten Regie von Mignon Remé. Ulli Haussmann, Mitbegründer und Leiter des Theaters, hat es geschrieben und damit den Nerv der Zeit getroffen, in der es gerade um nichts Geringeres geht als um die Frage, wie wir die Welt retten können. Dass dieses Thema nicht wie im philosophischen Quartett verhandelt wird, kann man sich im Theater Combinale denken. Mit Wortwitz (Gott: "Ich habe Humor. Ich habe Meerschweinchen gemacht"), charmanten Einfällen (der Heilige Geist ist eine vorwitzige Taube als Handpuppe) und ein bisschen Klamauk, für den der sexbesessene Zeus zuständig ist, zelebrieren die Gottheiten in der ersten Szene genüsslich ihr Kompetenzgerangel. Dass die Herrschaften dabei wie Karikaturen aussehen und klischeehaft agieren, hat zwar einen hohen Unterhaltungswert, ist aber nicht sonderlich originell. Die Auflösung erfolgt im nächsten Akt: Die Götter seien schließlich auch nur Projektionen der Menschen, heißt es.
    Wir befinden uns nun in der Schaltzentrale der Wissenschaftler, die die Welt retten wollen, indem sie die Götter zur Vernunft bringen oder abschaffen. Jetzt wird es spannend, denn die Weißkittel mit den hehren Zielen scheitern am Ende an ihrer eigenen Unzulänglichkeit und Verführbarkeit - Geld und Ruhm sind dann doch irgendwie reizvoller.
    Die Schauspieler sind in Doppelrollen (als Götter und Wissenschaftler) zu erleben. Ulli Haussmann hat den eher seriösen Part als weihnachtsmannhafter Gottvater und Wissenschaftler, Sigrid Dettlof kann ihrem Affen richtig Zucker geben als indische Gottheit und ehrgeizige Forscherin (ein Glanzpunkt: ihre Rede zum Nobelpreis). Joachim Kappl zieht sowohl als Zeus wie als Wissenschaftler herrlich seine Machonummer durch. Erstmals auf der Combinale-Bühne ist Bertram Bollow zu sehen - und hoffentlich nicht zum letzten Mal. Er agiert überzeugend als gelangweilter Jesus, sowie als gemobbter Praktikant. Und ein zweiter Neuzugang darf bejubelt werden: der Schauspieler Jarno Stidden aus Oldenburg in der Rolle von Satan, der dieses ganze Götter-Wissenschaftsding angezettelt hat und das faustische Prinzip vertritt (und durchgehend weiblich angeredet wird). Lässig androgyn in schwarzem Anzug und High Heels ist er ohne große Gesten der ewige Verführer.
    Ein facettenreiches Stück, das Spaß macht und zum Nachdenken anregt und sicherlich auch Interesse von anderen Bühnen wecken wird. Dem Lübecker Premierenpublikum jedenfalls hat es gefallen, es gab lauten Jubel und viel Applaus.


    Götterdämmerung

    Ultimo

    Zwei Bühnenbilder schaffen zwei Welten -die göttliche und die irdische. Zwischen ihnen gibt es eine digitale Verbindung. Drei Physiker nehmen so Kontakt zu bisweilen selbstverliebten religiösen Herrschern auf, die nun unerwartet und rigoros aufgemischt werden. Nach Jahrhunderten der Diversität soll eine Einheitsreligion endlich Frieden auf Erden bringen. Doch wer hat bei den Verhandlungen um das Schicksal des ganzen Universums die Macht? Den göttlichen Instanzen selbst wird es in die Hand gelegt, eine Einigung zu erzielen. Wird diese nicht bald verkündet, wird alles Sein von einem Schwarzen Loch, entstanden aus Menschenhand, aufgesogen. Das große Nichts droht. Und das viel schneller als gedacht. Denn dass sich ihre eigene Schöpfung gegen sie richtet. damit haben auch die Forscher nicht gerechnet. Was bleibt, ist nur der Rückzug. Von den fünf Darstellern werden Götter und Menschen überzeugend als vom Teufel manipulierbar, von Macht und Geld verführbar vor-geführt. Beide Seiten werden in ihre Schranken gewiesen. Eine Lösung des Problems gibt es nicht. Aber auf humorvolle, teils skurrile Art und Weise den besten Anreiz über Glauben, Wissen und unser Dasein nachzudenken. Ein Theaterstück, das einem komplexen Thema Raum gibt, viele Brücken schlägt und dennoch als Komödie funktioniert.


    Eine göttliche Komödie, aber nicht von Dante

    HL-Live, 22.09.2019 

    Das ist schon ein Glücksfall, wenn man in eigenem Hause nicht nur Darsteller, sondern auch einen begabten Autor hat. Er kennt seine Pappenheimer und kann Stücke schreiben, die genau für die Kollegen und ins Programm passen. "Götterdämmerung" heißt die jüngste Komödie von Ulli Haussmann. Sein Theater Combinale brachte das Stück erfolgreich zur Uraufführung.
    Götterdämmerung – zumindest seit Richard Wagner denkt man sofort an das Ende der Götter. Das wird heute ja gern behauptet: Religion sei passé. In dem Stück von Ulli Haussmann wollen Wissenschaftler den Göttern eine Chance geben. Sie sollen sich auf eine einheitliche Religion einigen. Denn dann, so die Logik der Forscher, werde es zumindest keine religiös motivierten Kämpfe und Kriege mehr geben. Also werden die Götter aufgefordert, sich auf eine einzige Wahrheit zu verständigen, auf eine "schlanke, geschmeidige, populäre Religion". Anderenfalls würden sie und mit ihnen die gesamte Menschheit in einem von den Wissenschaftlern erzeugten Schwarzen Loch verschwinden. Ende der Vorstellung. Aus die Maus!
    Und so steigen Religionsvertreter in Mignon Remés punktgenauer, pointierter Inszenierung aus den obersten Bereichen der Zuschauertribüne herab auf die weiß ausgekleidete Bühnenwelt. Die christliche Trinität kommt so, wie manche sich das vorstellen: Gott-Vater mit weißem Rauschebart, der Junior im hellen Gewand und mit Jesus-Latschen, zwischen ihnen der heilige Geist als sprechende Taube.
    Vom Olymp steigt sodann Zeus herunter, laut antiker Definition Vater aller Götter und aller Menschen. Schließlich kommt Brahma in fantastisch farbigem Gewand (Katia Diegmann), erklärt, dass er oder sie zugleich Shiva und damit zuständig für die Zerstörung sei. Per Stimme aus dem Off meldet sich "der Araber" zu Wort. Und dann taucht als rätselhaftes Wesen der Geist auf, der stets verneint, Gottes gefallener Engel, ganz in Schwarz. Werden sie sich einigen? Das ist die Frage, mit der das Publikum in die Pause entlassen wird.
    Bis dahin wurden die Ansichten der Wissenschaftler als Videoprojektionen eingespeist. Im zweiten Teil stehen die Tische voller Monitore, Computer, der übliche Kabelsalat, und auf der Rückwand wächst das selbstgeschaffene Schwarze Loch. Wird es die eine Religion geben? Und was geschieht, wenn es weiterhin Atheisten gibt? Dann wäre der Friede auf Erden wieder gefährdet. Darüber darf das Publikum nachdenken oder anschließend im Foyer mit den Darstellern diskutieren.
    Die Darsteller haben sich zuvor mächtig ins Zeug geworfen. Sigrid Dettlof ist eine wunderbar stimmige fernöstliche Gottheit, voller Weisheit, die sie lächelnd erklärt. Ulli Haussmann fährt in der Rolle Gott-Vaters schon mal aus der Haut, verliert die Geduld mit seinem Sohn und dessen modernen Ansichten. Den spielt Bertram Bollow durchaus selbstbewusst, ebenso überzeugend wie in Teil Zwei als Praktikant, der wiederum geopfert wird.
    Joachim Kappl darf sich als Zeus austoben, vertritt als Wissenschaftler den gläubigen Papadopoulos. Jarno Stiddien als schwarzer Engel bleibt geheimnisumwittert, nie zu durchschauen. Selbst wer nicht jede technische Einzelheit der Forscher begreift, erhält viel Stoff zum Nachdenken, und äußerst unterhaltsam ist der Abend ja auch.



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