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    Konstellationen
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    Eine Liebesgeschichte im Rausch der Variationen

    Ein Stück von Nick Payne
    in der Übersetzung von Corinna Brocher

    Was verbindet die Quantenphysik mit der Imkerei? Die Liebe!

    Das Theaterstück "Konstellationen", für das sein Autor Nick Payne mit dem Evening Standard Best Play Award ausgezeichnet wurde, handelt von der Liebesgeschichte zwischen Marie und Robert, sie Quantenphysikerin, er Imker. Payne erzählt sie nicht einmal, sondern dutzendfach: so wie sie hätte auch passieren können und wie noch und wie vielleicht auch…
    Gibt es die Möglichkeit von parallel existierenden Wirklichkeiten, in denen wir so leben wie wir leben, nur ein bisschen anders? Die unendlich vielen Antworten auf die Frage "Was wäre gewesen, wenn…" nutzt der Autor, um ein spannendes Spiel jener Varianten zu entwickeln, indem er dasselbe Geschehen immer wieder anders erzählt, in den einzelnen Szenen zurückspringt und alternative Entwicklungen ausprobiert.
    So führt er uns nicht nur in das Innere der anrührenden Beziehung der beiden, sondern gleichzeitig zu der Frage: Wie soll man leben?
    Eine Liebesgeschichte in Variationen, witzig, geistreich, schnell und ergreifend - mit zwei neuen Gästen, Helene Grass und Andreas Dobberkau, auf der Combinale-Bühne! Einblicke bei Instagram!
    (75 Minuten ohne Pause)


    Schauspiel:
    Helene Grass und Andreas Dobberkau
    Regie:
    Anke Salzmann
    Übernahmeregie:
    Catrin Mosler
    Kostüme / Ausstattung:
    Anja Ackermann

    Pressestimmen

    „Konstellationen“-Premiere im Theater Combinale: Ein starkes Stück!


    Das ist Schauspiel pur: In der Inszenierung des Zwei-Personen-Stücks „Konstellationen“ am Theater Combinale in Lübeck überzeugen Helene Grass und Andreas Dobberkau mit variantenreichem, starkem Spiel – eine beeindruckende Premiere über eineinhalb Stunden.

    Ja, das ist ein starkes Stück, das der britische Autor Nick Payne unter dem Titel „Konstellationen“ entwickelt hat. Es spielt mit nichts anderem als der Vorstellung, dass es nicht nur ein Universum gibt, sondern viele, parallel existierende – und mit der Frage, was macht das mit unseren Leben, unseren Entscheidungen, mit unserer Existenz, wenn sie in multiplen Varianten möglich wäre? Das Theater Combinale hat „Konstellationen“ mit Helene Grass und Andreas Dobberkau in einer Überarbeitung von Regisseurin Catrin Mosler auf den Spielplan genommen. Die beiden Schauspieler standen mit dem Stück schon 2017 in Dresden auf der Bühne und hatten es dem Lübecker Privattheater angeboten. Nach der Premiere am Freitagabend, 19. Mai, kann man nur sagen: Es war eine gute Entscheidung.

    Helene Grass spielt zum ersten Mal in Lübeck

    Grass und Dobberkau zeigten eineinhalb Stunden lang mit überzeugendem Spiel eine dichte und faszinierende Performance über Variationen des Lebens und der Liebe. Für Helene Grass, Tochter des Nobelpreisträgers Günter Grass, war es der erste Auftritt als Schauspielerin in der Stadt ihres Vaters. Sie sei mit Lübeck gleich zweifach verbunden – durch die Familie ihres Vaters und ihres Ehemannes, des in Lübeck geborenen Dirigenten Lutz Rademacher. Insofern bedeute es ihr viel, hier erstmals auf einer Schauspielbühne aufzutreten, sagte Helene Grass am Rande der Premierenfeier. 

    Spielarten einer Liebesbeziehung

    Paynes Zwei-Personen-Stück „Konstellationen“ liefert den Darstellern eine ideale Vorlage, um ihre ganze Schauspielkunst einzubringen und in schnellem Tempo ihren Variantenreichtum auszuspielen an Stimmungen, Tonarten, Befindlichkeiten, in denen die Charaktere interagieren. Wie mit einem Fingerschnipsen – angezeigt von einem akustischen Signal – wechseln die beiden Schauspieler zwischen den vielfältigen Variationen ihrer Beziehung, springen aus der einen in die nächste. Ohne Atempause in unmittelbaren, schnellen Twists entwickeln Grass und Dobberkau die unterschiedlichsten Spielarten einer Liebesbeziehung.

    Während einer Grillparty haben sich die Quantenphysikerin Marie und der Imker Robert kennengelernt – sie leben mehr oder weniger schon aufgrund ihrer unterschiedlichen Berufe in Parallelwelten – und wären in einigen der nebeneinander existierenden Wirklichkeiten eines Multiversums auch nicht zusammengekommen. Doch Autor Payne erzählt die Geschichte ihrer Liebe immer wieder anders und in alternierenden Varianten. Mal zündet es überhaupt nicht zwischen ihnen, mal ist die gegenseitige Anziehung magnetisch; mal bleibt es bei einem One-Night-Stand, ein andermal kommen sie erst beim zufälligen Wiedersehen zusammen. Das macht Spaß zu beobachten, durchaus auch im Abgleich mit Parallelen aus dem eigenen Beziehungsuniversum, aber auch, weil einzelne Passagen wie Funkstörungen in die Dialoge einkreuzen, die auf ein noch unbekanntes, zentrales Geschehen in der Geschichte des Paares vorgreifen.

    Was bedeutet Zeit, wenn sie zu Ende geht?

    Die Beziehung zwischen Robert und Marie entwickelt sich vor einem aufs Thema reduzierten Bühnenbild mit einer planetarischen Scheibe als kleiner bespielbarer Plattform im Zentrum, umgeben von konzentrischen Kreisen. Innerhalb dieser Umlaufbahnen nähern sich die beiden Protagonisten dem Drama im Kern der Beziehung an – ihrer Endlichkeit. Denn in all diesen sprunghaft geschichteten Realitäten schält sich im Verlauf des Stückes eine Erzählung heraus: Marie erkrankt tödlich.

    Hier verliert die Inszenierung jegliche an der Idee eines Multiversums charmant-unterhaltsam entwickelte Beliebigkeit und bewegt sich zu existenziellen Fragen hin. Haben wir eine Wahl, das Ende der eigenen Existenz zu bestimmen? Was bedeutet Zeit, wenn sie zu Ende geht? Als Wissenschaftlerin beantwortet Marie Roberts Frage, wann für sie die Zeit gekommen sei zu gehen, relativ: „Wir werden weder mehr noch weniger Zeit haben. Wenn ich weg bin, haben wir immer noch alle Zeit, die wir je hatten.“ Existenz ist endlich – in jedem aller möglichen multiplen Universen.

    Ein starkes Stück. Belohnt mit anhaltendem Applaus.

    Regine Ley, 20.5.2023 Lübecker Nachrichten

     

    Atmberaubende Nummer

    Neulich erst war Schauspielerin Helene Grass in Lübeck, um zusammen mit Starkoch Johann Lafer bei der Eröffnung der Ausstellung über das Kulinarische im Werk ihres Vaters Günter – „Grass kocht“ –mitzuwirken. Jetzt ist sie wieder da. Diesmal zusammen mit ihrem Schauspielerkollegen Andreas Dobberkau auf der Bühne des Theater Combinale in „Konstellationen“, dem international gefeierten Zweipersonenstück des britischen Dramatikers Nick Payne. Und um es gleich zu sagen: Die Nummer ist atemberaubend.

    Was wäre, wenn… Wenn wir uns in Momenten, die sich einmal als die das Leben entscheidenden herausstellen werden, anders entschieden, wenn wir anders reagiert hätten? Welche Konstellationen wären möglich? Und gibt es vielleicht Paralleluniversen, in denen diese anderen Lebenswege gelebt werden? An letzterer Frage forscht Quantenphysikerin Marie. Imker Robert, mit dem sie auf einer Grillparty zusammentrifft, hat zwar eher keinen Zugang zu dieser Thematik, doch irgendwie knistert es zwischen beiden. Und schon geht es los mit den Möglichkeiten: Aufeinander zugehen oder nicht, bis zum Frühstück bleiben oder nicht, sich trennen oder nicht und schließlich Tumor operieren oder sterben helfen. Ganze Dialoge kommen wortgleich mehrmals vor und biegen dann doch in unterschiedliche Richtungen ab. Sagt er: „Möchten Sie, dass ich gehe?“, antwortet sie: „Ist nicht böse gemeint, aber, ja, bitte.“ Verständnis für das Gegenüber klingt mit. Dann die Szene nochmal von vorn: „Möchten Sie, dass ich gehe?“, antwortet sie: „Ist nicht böse gemeint, aber, ja, bitte.“ Nun steckt Enttäuschung und Ablehnung in Worten und Gesten. Nochmal von vorn; jetzt zeigt sich Gereiztheit. Über Nacht bleiben ist eine weitere Option, die wiederum zu den Möglichkeiten getrennt oder in einem Bett zu schlafen führt. Variation reiht sich an Variation und es ist eine Lust, die Kunst der beiden Darstellenden zu begleiten.

    Was verzwickt klingt, ist es thematisch auch; es geht in die Welten von Philosophie, Physik, Psychologie. Doch der Autor, die Regie und vor allem Helene Grass und Andreas Dobberkau verstehen es, das Publikum mit enorm schnellen, exaktem Spiel und perfektem Timing mitzunehmen in die Welt der Möglichkeiten. Kein Wunder, denn Grass und Dobberkau haben „Konstellationen“ bereits 2017 auf dem Theaterkahn in Dresden gespielt und wollten das Stück nicht wieder hergeben. So kam die Inszenierung von Anke Salzmann unter der Wiederaufnahmeregie von Catrin Mosler ins Lübecker Combinale, wo Anja Ackermann für eine betörend schlichte und multiinterpretierbare Ausstattung sorgt. Eine schräggestellte Scheibe ist einziges Möbel – ein Teller, über dessen Rand zu blicken wäre, der Materie gewordene Irrglaube an die Daseinsform der Erde, Treffpunkt eines Liebespaares, Zentrum des Lebens, eine Konstellation. Drumherum konzentrische weiße Kreise auf schwarzem Grund – Innenwelten, Außenwelten, Universen.

    Die Tendenz des Stücks ist zunächst heiter mit britischem Witz. Dass es zum Ende hin um die schwere Entscheidung geht, ein bisschen länger zu leben oder selbstbestimmt zu sterben, ist eine gewagte Wendung. Doch auch hier gelingt es Grass und Dobberkau, die Möglichkeiten so entschieden wie liebevoll einzubetten: Ja, auch das gehört zu den zwar letzten aber auch entscheidenden Wendepunkten des Lebens.

    Als „Eine Liebesgeschichte im Rausch der Variationen“ wird „Konstellationen“ vom Combinale angekündigt. Das ist wahrhaftig nicht zu viel versprochen.

    KARIN LUBOWSKI in Lübeckische Blätter

     

     

     

     

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