• Frau erwürgt. Und jetzt?
    Unsere Frauen
  • Unsere Frauen

    "Eine Komödie mit Tiefgang." LN

    Eric Assous schreibt gerne Stücke über Paare. Mit „Unsere Frauen“ hat er ein Schauspiel verfasst, in dem nur Männer auftreten und es dennoch permanent um die Frauen geht.
    Drei alte Freunde wollen einen gemütlichen Abend zusammen verbringen. Zum einen ist da Max, ein Radiologe und Ästhet, der in seiner großzügigen Wohnung standhaft alleine lebt und Schallplatten liebt. Der zweite ist Paul, ein Allgemeinmediziner, vermeintlich glücklicher Ehemann und Vater mit wenig Ahnung von seinen Kindern und deren Wünschen. Und dann gibt es da noch ihren Kumpel Simon, den Friseursaloninhaber. Er kommt zu spät. Er ist angetrunken und extrem aufgewühlt.
    Denn er hat gerade im Affekt seine Frau erwürgt. Und jetzt?
    Sofort zur Polizei gehen, sich stellen, empfiehlt Max. Sofort fliehen, untertauchen, meint Paul. Ihm einfach ein Alibi geben, schlägt Simon vor. Während Simon, nach reichlichem Tablettenkonsum in komaähnlichen Schlaf fällt, diskutieren sich die beiden anderen die Köpfe heiß: Wie weit kann – darf – muss  Freundschaft gehen?
    Le Figaro schrieb nach der Uraufführung von Nos Femmes im Théâtre de Paris: „Gehen Sie hin, weil man lacht und nachdenkt…alles, was wir lieben am Theater…"


    Mit:
    Wolfgang Benninghoven, Christoph Gottschalch, Erik Voss
    Regie:
    Erik Voss
    Regie-Assistenz:
    Caroline von Gelting
    Bühnenbild:
    Moritz Schmidt
    Kostüme:
    Katia Diegmann
    Technik:
    Tobias Pupp
    Fotos:
    Reinhard Eggers
    Text:
    Eric Assous
    Verlag:
    LITAG

    Pressestimmen

    Drei Männer in einem Boot?
    Im Theater Combinale wollen drei alte Freunde Poker spielen. Der Abend wird zum seelischen Striptease.

    Lübecker Nachrichten, Jürgen Feldhoff

    Lübeck. Was macht man, wenn einer der besten Freunde zu spät zu einer Verabredung erscheint und dann verkündet, er habe gerade seine Frau erwürgt? Man schaut erst einmal verdutzt aus der Wäsche. Und was macht man, wenn der mörderische Kumpel dann auch noch verlangt, dass seine Freunde ihm ein falsches Alibi beschaffen? Dann ist guter Rat teuer. So sieht die Ausgangssituation in Eric Assous’ Schauspiel „Unsere Frauen" aus, die am Freitag im Theater Combinale eine umjubelte Premiere feierte.
    Eine Tragödie könnte man aus diesem Stoff machen, eine hochgeistige Auseinandersetzung über Gewalt und Gegengewalt, über die Macht des Affekts, über den Sinn von Strafe und Bestrafung. Aber Assous macht aus der Geschichte über den aus der Rolle gefallenen Friseur Simon, der bei seinen Freunden - den Ärzten Paul und Max - aufläuft, eine Komödie mit Tiefgang. Und das ist tatsächlich ein außergewöhnlich guter Weg, um aus der eigentlich überhaupt nicht lustigen Geschichte einen witzigen und doch auch nachdenklichen Theaterabend zu machen.
    Die drei alten Freunde sind so unterschiedlich gestrickt, wie man es sich nur vorstellen kann. Simon ist eher flippig, Max ist ein unverheirateter Ästhet und Paul ein ruhiger Familienvater, der allerdings keine Ahnung hat, wie es in seiner Familie wirklich aussieht. Diese drei Temperamente stoßen in einer Ausnahmesituation an Ihre Grenzen, das Ergebnis ist ein seelischer Scherbenhaufen. Simon wird mittels Alkohol und Tabletten in einen komatösen Schlaf versetzt, die bei den anderen streiten, ob sie nun für ihren Freund lügen sollen oder nicht. Dann säßen alle drei in einem Boot - und stünden mit einem Bein im Gefängnis. Paul ist dafür Simon zu helfen, der immer hibbeliger werdende Max strikt dagegen. Als aber der Verdacht aufkommt, dass Simon ein Verhältnis mit Pauls Tochter haben könnte, wendet sich das Blatt. Paul will Simon im Gefängnis sehen, Max übernimmt den Part des Besonnenen. Und außerdem kommen alle Dinge zur Sprache, die in dieser Dreier-Freundschaft unter den Teppich gekehrt worden waren. Bis es am Ende eine Art Happy End gibt, die so happy aber auch nicht ist.
    Wolfgang Benninghoven spielt den ästhetisierenden Junggesellen Max mit großer Intensität, ihm nimmt man den Freund toter Sänger und Gegner fester Beziehungen ab. Christoph Gottschalch ruht als Paul zunächst in sich selbst, ehe er explodiert wie eine Silvesterrakete, um dann wieder in seine Gemütsruhe zu verfallen. Diese Wandlungen spielt Gottschalch überzeugend. Erik Voss, der auch Regie führt, als Simon legt seine Rolle zu Beginn etwas unscharf an, man hätte sich ein wenig mehr Fassungslosigkeit angesichts der eigenen Tat gewünscht. Aber er steigert sich im Verlauf zu einer großen Leistung. Das Publikum war begeistert.


    Neu am Combinale Theater: Drei Männer im Clinch

    HL-live

    Die Franzosen können das seit Jahrhunderten: Aus Situationen, die nicht weltbewegend sind, unterhaltsames Theater machen. Jüngster Beweis in Lübeck ist das neue Stück im Combinale, das am Freitagabend erfolgreich Premiere feierte.
    "Unsere Frauen" heißt das Stück von Eric Assous. Drei Männer stehen auf der Bühne, und natürlich sind sie die Hauptpersonen des Stückes. Im Geiste aber sind die Frauen immer dabei. Denn um sie drehen sich die Gespräche. Die drei Männer haben sich zu einem gemütlichen Skatabend verabredet. Ganz gegen seine Gewohnheit kommt Simon, der Inhaber zweier gutgehender Friseursalons, zu spät. 50 Minuten nach der vereinbarten Zeit erscheint er, völlig von der Rolle. Als Entschuldigung stößt er hervor, er habe seine Frau ermordet.
    Simon und seine Frau Estelle haben sich ständig gestritten. Er verdächtigt sie, einen Liebhaber zu haben. Sie habe ihn geohrfeigt. Zweimal. Nach dem zweiten Mal habe er zugedrückt und sie tot auf dem Teppich zurückgelassen. Seine Freunde bittet er um ein Alibi. Zwei seriösen Ärzten würde die Polizei sicher glauben. So beginnt die Geschichte, die sehr schnell um weitere Beziehungskisten angereichert wird. Die Fassaden bröckeln allenthalben. Und immer wieder werden die Karten neu gemischt. Schließlich wollte man Skat spielen.
    Moritz Schmidt vom Lübecker Theater hat einen eleganten Salon auf die Bühne gezaubert, in dem moderne Knautschsessel und die Hausbar wichtige Nebenrollen spielen. Zur Entspannung tragen sie nicht bei. Immer wieder werden neue Fronten aufgebaut. Regisseur Erik Voss lässt die Temperamente aufeinander prasseln, mischt selber als angeblich sturzbetrunkener Gattenmörder auf der Szene mit.
    Christoph Gottschalch als Allgemeinmediziner mit Bandscheibenproblemen ist zunächst die Ruhe selber, vermeintlich in ehelich friedlichen Bahnen lebend. Dass es auch bei ihm zu Temperamentsausbrüchen kommt, hätte man anfangs nicht vermutet. Es passt aber ins Konzept, Fragezeichen hinter allzu glatte und perfekte Verhältnisse zu setzen. Wolfgang Benninghoven ist der dritte im Bunde, zunächst ein Nervenbündel, das dann besonnenere Züge annimmt.
    Über Freundschaft wird viel diskutiert. Man kennt sich schließlich schon ein Vierteljahrhundert. Aber kennt man sich wirklich? Und wie weit darf Freundschaft gehen? "Freundschaft ist nobel, Verrat hässlich", heißt es im Stück. Am Schluss, so scheint es, haben alle drei etwas gelernt und gehen mit guten Vorsätzen in die nächste Runde. Ob das reicht? Eric Assous knapp zwei Stunden langes Stück reicht jedenfalls für einen äußerst unterhaltsamen Theaterabend, fand das Premierenpublikum.


    UNSERE FRAUEN

    Ultimo

    Ja, es geht auch um ihre Frauen -aber in erster Linie geht es um ihre Männerfreundschaft. So entlarven sie gegenseitig ihre Schwächen und Macken und am Ende fragt man sich, wieviel von ihrer Freundschaft übriggeblieben ist.
    Der anfangs so souverän wirkende Arzt Paul entpuppt sich als Choleriker und eifersüchtiger Vater (dem man den Franzosen locker abnimmt), Max in seiner 'gecleanten' Umgebung muss seine Beziehung überdenken und tanzt formidable den Rap, und der schnöselige Simon... wird angeklagt.
    Ein illustrer Abend zwischen Schauspiel und Komödie mit viel Anlass über Freundschaft und ihre Folgen nachzudenken. 

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