Was war und was wird
ein Stück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz
Anke und Theo, ein Paar mit fast erwachsenen Kindern, sitzen im Theater. Noch bevor die Vorstellung losgehen kann, gibt es Streit: Um die „Geldverschwendung“ fürs Programmheft, um die Unfähigkeit, Parklücken von Einfahrten zu unterscheiden, ein Ehestreit, wie er täglich in jedem Zuschauerraum vorkommen kann.
Doch was, wenn plötzlich der Spot auf einen der beiden fällt und sie ihre Gedanken, Wünsche und Erinnerungen ungestört und ohne Unterbrechung aussprechen können? Im Bühnenlicht blickt es sich anders auf das eigene Leben. Plötzlich steht Anke und Theo der ganze Zauber des Theaters zur Verfügung, sie können die Rollen wechseln, in der Zeit springen, Erfundenes in Erinnerungen mischen, Distanz zum eigenen Charakter einnehmen.
Durch einen liebevollen Blick auf die Charaktere werden hinter den Alltagssituationen schnell die großen Fragen sichtbar. Was ist es wert, erinnert zu werden und wie erzählt man (sich) selbst seine eigene Geschichte? Anhand von Krisen, Glücksmomenten, überstandenen Kindergeburtstagen, Urlauben? Was bleibt, was prägt, was hat mehr Gewicht? Was wäre gewesen, wenn …? Hat man vielleicht aneinander oder gar am eigenen Leben vorbeigelebt? Was wäre gewesen, hätte man andere Wege eingeschlagen, andere Entscheidungen getroffen? Soll es das jetzt wirklich schon gewesen sein? Und könnte man den Regler in Richtung Zukunft drehen: Würde man wissen wollen, wie es weitergeht und wann es aufhört?
„Was war und was wird“ stellt Fragen von existenzieller, berührender, tragikomischer Wucht. Sebastian Wirnitzer bringt dieses witzige und aberwitzige Stück Gegenwartsliteratur des meistgespielten deutschsprachigen Dramatiker-Duos Lutz Hübner und Sarah Nemitz auf die Combinale-Bühne und lässt Rebecca Indermaur und Knut Peters in den Hauptrollen Ehe- und Lebensbilanz ziehen.
Pressestimmen
Im Freiflug durch die Zeit
Bejubelte Premiere von „Was war und was wird“ am Lübecker Theater Combinale
Im Freiflug durch die Zeit
Bejubelte Premiere von „Was war und was wird“ am Lübecker Theater Combinale
Sabine Spatzek in den Lübecker Nachrichten vom 16.3.2025
Sind das etwa wir? Das dürfen sich die Zuschauenden bei diesem klug gebauten und von Sebastian Wirnitzer inszenierten Stück immer wieder mal fragen – sogar schon bevor das eigentliche Spiel im Theater Combinale in Lübeck beginnt.
Denn da sieht es so aus, als wäre eine Kamera in den Zuschauerraum gerichtet und würde das Bild live auf die Rückwand der Bühne übertragen. Ein Stutzen, ein Suchen, dann die Erkenntnis: Das sind gar nicht wir, das ist ein Film, der ganz andere Menschen zeigt. Gut so, dann können wir uns ja unbeteiligt zurücklehnen. Oder etwa nicht?
Auch Anke und Theo, das Paar in mittleren Jahren, lernen die Zuschauer zuerst als Teil eines Theaterpublikums kennen. Es ist kurz vor Vorstellungsbeginn, er ist nörgelig, sie genervt von seiner Nörgelei. Sie reden über die misslungene Parkplatzsuche und das unnütz gekaufte Programmheft.
Was hinter der gereizten Stimmung steckt, erfährt das Publikum, als beide einzeln nach vorne ans Mikrofon treten: Theo hat ein Problem damit, dass ihr 16-jähriger Sohn zum ersten Mal bei seiner Freundin übernachtet. Anke kommt sich deshalb ebenfalls ein bisschen alt vor, aber vor allem möchte sie Theo sagen, dass sie lieber getrennte Schlafzimmer hätte.
Am Ende wird sich der Kreis schließen: Die letzte Szene wird wieder die erste sein. Doch dazwischen darf das Publikum den großartigen Akteuren Rebecca Indermaur und Knut Peters zwei Stunden lang gebannt dabei zusehen, wie sie sich gleichbleibend überzeugend in Anke und Theo in den unterschiedlichsten Lebensphasen verwandeln: die erste Begegnung, das Verliebtsein, die anstrengende Zeit mit kleinen Kindern, die Ehekrise und dann der erste Urlaub zu zweit, während die Kinder bei der Oma sind.
Dazu ziehen sich die beiden auf offener Bühne die jeweils passende Garderobe an (Kostüme und Bühnenbild: Vinzenz Gertler) und es wird Musik eingespielt. Zuschauende im entsprechenden Alter erinnern sich und schmunzeln: Der Parka mit Buttons, die runde Metallbrille und die langen Haare, die zu „Black Betty“ von Ram Jam wie irre herumgeworfen wurden – ja, so war das damals tatsächlich...
Doch das besondere an diesen meistens unterhaltsamen, manchmal traurigen und immer berührenden Szenen einer Ehe ist: Auch das Davor und das Danach wird einbezogen. In Videos (Katharina Spuida-Jabbouti) sehen wir Kinder- und Jugendfotos, Geschenkboxen offenbaren Einblicke in eine mögliche Zukunft.
Hinzu kommen Erinnerungen an Ereignisse, die sich nur in Träumen zugetragen haben. Dazwischen drängen sich existenzielle Fragen auf: „Die Zeit rast an mir vorbei, die Jahre, mein Leben. Ich habe keine Angst vor dem Alter, ich weiß nur nicht, wann das mal aufhört“, sagt Anke einmal zu Theo.
„Was war und was wird“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz wurde im September 2023 an den Hamburger Kammerspielen uraufgeführt. Das Stück beweist eindrucksvoll, dass dieses Dramatiker-Duo (und Ehepaar) nicht ohne Grund zu den meistgespielten Gegenwartsautoren auf deutschsprachigen Bühnen gehört. Die Premierenzuschauer im Theater Combinale waren begeistert.
Was war und was wird
Ultimo 3/25
Was war und was wird
Ultimo 3/25„Was war und was wird“ ist ein Stück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz aus dem Jahr 2023. Das Dramatiker-Duo (und Ehepaar) gehört nicht ohne Grund zu den meistgespielten deutschen Bühnenautoren der Gegenwart. Am Theater Combinale hat Regisseur Sebastian Wirnitzer (vormals als Schauspieler bei „Kummrow und Steilmann“ im Einsatz) den großartigen Text kongenial in Szene gesetzt. Dabei stehen ihm zwei Vollblut-Schauspieler zur Verfügung: Rebecca Indermaur und Knut Peters, die das Ehepaar Anke und Theo spielen.
In dem Zwei-Personen-Stück springen sie durch die Höhen und Tiefen ihres „ganz normalen“ Lebens. Das Publikum sieht sie bei ihrer ersten Begegnung, als frisch Verliebte, als junge, ständig übermüdete Eltern, in einer Ehekrise und im ersten Urlaub zu zweit, während Oma die Kinder hütet. Bei diesem Ritt durch die Zeit wird den beiden Schauspielern viel abverlangt, denn eigentlich spielen sie nicht eine, sondern viele Rollen: Anke und Theo in unterschiedlichen Lebenssituationen. Verblüffend wie wandelbar beide sind: Unterstützt von der passenden Garderobe (Kostüme und Bühnenbild: Vinzenz Gertler) und zeittypischer Musik, folgen die Zuschauer ihnen willig und mühelos in jedes Alter. Wer in den 1980ern aufgewachsen ist, muss oft schmunzeln, weil er vielleicht selbst als Jugendlicher einen Parka mit Stickern oder eine Nickelbrille getragen hat und in der Disco zu „Black Betty“ die langen Haare wild hat fliegen lassen.
Doch das besondere an diesen meistens sehr unterhaltsamen, manchmal traurigen, immer berührenden Szenen einer Ehe ist: Auch das Davor und das Danach wird einbezogen. In Videos (Katharina Spuida-Jabbouti) sehen wir Kinder- und Jugendbilder, Geschenkboxen offenbaren Einblicke in eine mögliche Zukunft. Hinzu kommen Erinnerungen an Ereignisse, die sich nur in Tagträumen zugetragen haben. Dazwischen drängen sich existenzielle Fragen auf: „Die Zeit rast an mir vorbei, die Jahre, mein Leben. Ich habe keine Angst vor dem Alter, ich weiß nur nicht, wann das mal aufhört“, sagt Anke einmal zu Theo.
„Was war und was wird“ ist ein großartiger, anrührender, sehr kluger und vielschichtiger Theaterabend. Unbedingt ansehen!