Arthur & Claire
"Wer letzte Dinge intelligent und kurzweilig aufbereitet mag, ist hier sehr gut aufgehoben."
Eine wunderbare Komödie über zwei Selbstmordkandidaten, die das Schicksal zusammenführt: Arthur, Sportlehrer und Nichtraucher, leidet unheilbar an Lungenkrebs und hat sich in Amsterdam für ein letztes „Festmahl“ ganz alleine in ein Hotelzimmer zurückgezogen. Am nächsten Tag wird er in einer Sterbeklinik seinem Leben ein würdevolles Ende setzen. Alles ist friedlich. Nur die laute Musik aus dem Nachbarzimmer stört.
Arthur geht rüber, um sich zu beschweren und macht die Bekanntschaft der jungen Claire, die gerade dabei war, sich einen Strick um den Hals zu legen.
Sofort erwachen Arthurs Lebensgeister - die Auseinandersetzung über den Sinn eines Lebens, das nicht gerade vom Glück überstrahlt zu sein scheint, mündet in den Kompromiss, den letzten Abend gemeinsam zu verbringen - in dieser herrlichen Stadt, die so viel mehr zu bieten hat als Sterbekliniken.
Am Morgen erinnern sich beide an eine rauschende Liebesnacht. War`s das jetzt? Jetzt ist es an Claire, alles daran zu setzen, Arthur zum Weiterleben zu motivieren…
Stefan Vögel versteht es, eine traurige Ausgangssituation als leichte Komödie zu erzählen. Da spürt man die schmerzvollen Seiten des irdischen Daseins und muss trotzdem lachen. Das beherrschen nur Ausnahmeautoren dieses Genres. In klugen, witzigen Dialogen kreisen die beiden Lebensmüden um die Dinge, die das Leben wirklich ausmachen und beschließen, sich diesem Leben zu stellen und es bis zum letzten Augenblick auszukosten.
Bezaubernd leicht mit Tiefgang - so müssen heutige Geschichten erzählt werden!
Hier können Sie das Interview zum Stück von NDR 1 Welle Nord hören: NDR 1 Interview
Pressestimmen
Um Leben und Tod
Lübecker Nachrichten
"Arthur & Claire": Premiere des neuen Stücks im Theater Combinale Lübeck.
Alt werden ist nichts für Feiglinge, hat Mae West gesagt. Sterben aber auch nicht, vom Leben ganz zu schweigen. Das ist die Basis, auf die Stefan Vögel sein Stück "Arthur& Claire" gestellt hat. Am Freitag hatte es im Lübecker Theater Combinale eine stark beklatschte Premiere.
Arthur ist ein Pedant, der dem Zufall keinen Spielraum lässt, der die Dinge gern geregelt und wenig Zweifel hat, an sich schon gleich gar nicht. Aber er ist krank, Lungenkrebs. Und weil auch jetzt alles seine Ordnung haben muss, hat er sich in einer Amsterdamer Sterbeklinik einen Termin besorgt und verbringt die letzte Nacht davor im Hotel, Zimmer 426, mit gutem Essen, Château-Lafitte und Musik von Ravel. So hat er sich das jedenfalls gedacht. Aber dann dröhnt von nebenan Metallica, aus Zimmer 425, wo die junge Claire auch schon die Schlinge über die Gardinenstange geworfen hat.
Und dann nimmt eine Geschichte um Leben und Tod Fahrt auf. Aber es ist kein Drama, das sich aus diesem Szenario entwickelt. Es ist so etwas wie eine Endspiel-Komödie, die Begegnung zweier Menschen, die am Rande des Lebens ins Streiten und Philosophieren kommen, die Bilanz ziehen und Rechnungen aufmachen.
Das ist mal klug, mal lebensklug und mal sehr komisch, weil das Leben eben auch eine komische Sache ist. E. Heinrich Krause (Arthur) und Kirn Doerfel (Claire) lassen die Komik in der Regie von Wolfgang Benninghoven und den Kulissen von Marcel Weinand aber nicht ins Schenkelklopfen abrutschen, sondern schlagen die Funken aus den präzisen Dialogen. Da wechseln die Rollen und die Argumente, und wo eben noch sicheres Terrain war, lauert jetzt der freie Fall. Bis hin zum überraschenden Finale, in dem auch Michael Gaschler noch in Erscheinung tritt. Wer letzte Dinge intelligent und kurzweilig aufbereitet mag, ist hier sehr gut aufgehoben.
Um zwölf Uhr mittags gibt’s die Spritze
HL-live.de
Schwarzhumorige Geschichten sind in Europa eigentlich Sache der Briten. Nun hat Österreich offenbar einen Autor, der mit Entsetzen Scherz treiben kann, Stefan Vögel heißt er. Sein Stück "Arthur und Claire" hatte im Theater Combinale Premiere.
Der Ausdruck schwarzhumorig muss relativiert werden. Schwarz ist zu streichen; humorig bleibt stehen. Makaber ist zwar die Ausgangssituation. Die geschliffenen Dialoge aber verdrängen die dunkle Farbe. Schauplatz der Handlung ist ein Hotel in Amsterdam. Die Zimmer 425 und 426 sind von Singles gebucht.
Arthur weiß, dass er Krebs hat. Lungenkrebs als Nichtraucher. Das gibt es tatsächlich. Er hat sich für den nächsten Tag in einer Sterbeklinik angemeldet, die gut ausgestattet ist, mit Seelsorgern, Psychologen, Medizinern aufwartet. Alles ist genau geplant. Um zwölf Uhr mittags soll es die Spritze geben.
Nebenan zieht Claire ein, mindestens 20 Jahre jünger als der Nachbar. Sie will sich umbringen, weil sie den Inhalt ihres Lebens verloren hat, Ehemann und Kind bei einem Autounfall, bei dem sie am Steuer saß.
Claire hat sich mehrfach abgesichert: Tabletten, Messer für die Pulsadern, Strick für die Gardinenstange, und schließlich könnte sie auch noch in die Gracht springen, an der das Hotel liegt. Natürlich kommt alles ganz anders.
Eine gediegene Häuserzeile der holländischen Hauptstadt hat Bühnenbildner Marcel Weinand als Hintersetzer der Fensterfront auf die Szene gestellt. Die Spielfläche ist geteilt, zeigt zwei identische Hotelzimmer, spiegelverkehrt angeordnet. Hier prallen die Temperamente aufeinander.
Regisseur Wolfgang Benninghoven nutzt den Text zu verbalen Boxkämpfen. Denn von einem bestimmten Moment an kämpfen die Selbstmordkandidaten um das Leben des jeweils Anderen. Kim Dörfel macht das als Temperamentsbolzen ebenso überzeugend wie in nüchterner Diskussion. E. Heinrich Krause gelingt der Typ des Oberlehrers genau, der Argumente nicht nur pariert, sondern als belesener Mensch immer noch einen drauf setzt.
Zum Schluss und damit das Leben weiter geht, kommt die nächste Generation ins Spiel. Michael Gaschler als Sohn zeigt, dass er nachträglich doch einiges vom Alten mitbekommen und gelernt hat. Eine kurzweilige, intelligente Abendunterhaltung. Das Publikum ging amüsiert mit und sparte nicht mit Beifall.
Über den Tod darf gelacht werden
Ultimo
Das Stück „Arthur und Claire“ feierte umjubelte Premiere im Theater Combinale.
Zwei modern und stilvoll eingerichtete Hotelzimmer füllen die Spielfläche. Im Hintergrund strahlen Amsterdams Grachtenhäuser in den schönsten Farben (Bühnenbild: Marcel Weinand). Der todkranke Arthur (E. Heinrich Krause), der seinem Leben am nächsten Tag in einer Sterbeklinik ein Ende setzen will, sitzt am Schreibtisch und verfasst einen Abschiedsbrief, als Claire (Kim Doerfel) ihr Hotelzimmer nebenan stürmt. Begleitet von dröhnender Metallica-Musik ist sie fest entschlossen, sich das Leben zu nehmen. Doch die Gardinenstange will den Strick nicht halten und für das Rasiermesser lässt sich irgendwie nicht die passende Pulsader finden – erste, erleichternde Lacher aus dem Publikum.
Als schließlich auch die Pillen ihren Weg zurück in die Packung finden, klopft Arthur an Claires Tür, um sich über die laute Musik zu beschweren. Anstatt seinen letzten Lebensabend bei gutem Wein und Essen zu verbringen, steht der Regelkonformist nun einer jungen, quirligen Frau gegenüber, die ihn völlig aus dem Konzept bringt. So nimmt der Abend, den sich beide eigentlich ganz anders vorgestellt haben, eine rasante Wendung.
Die zwei gegensätzlichen Charaktere (schön unterstrichen durch Kostüme von Katia Diegmann) schmeißen sich in hitzige Diskussionen über den Sinn des Lebens und fordern vom jeweils anderen immer wieder die wahren Beweggründe ihrer Selbstmordabsichten ein. Die Fassaden bröckeln und überraschende Wahrheiten werden ans Licht gebracht. Ein gelungener dramaturgischer Bogen, der in einer auflösenden Schlussszene mit dem Sohn Arthurs (Michael Gaschler) endet.
Dass ernster Stoff in ein unterhaltsames Gewand gehüllt werden kann, ohne in Klamauk abzurutschen, zeigte das 7-köpfige Team um Regisseur Wolfgang Benninghoven an diesem Abend mit Bravour und wurde dafür mit langem Applaus belohnt.